Ein 700.000 Mal verkauftes Debut-Album. Ein MTV-Video Award. Eine unglaublich steile Karriere. Ja, die Rede ist von Justice. Unendlich lange – genauer gesagt vier Jahre – haben die Fans auf das neue Album der Franzosen gewartet, lediglich hingehalten mit einigen Häppchen wie „Civilization“ sowie dem Wissen, dass auch Künstler wie Daft Punk oder die Beastie Boys Ewigkeiten für die nächste Platte brauchten. Nun hat das große Warten endlich ein Ende: Am 25. Oktober erschien „Audio, Video, Disco“ auf Ed Banger/Elektra.
Ich hatte mir dieses Datum im Kalender als den Tag angestrichen, an dem der angreifende, beißende, ätzende Electro-Donnerwetter-Sound, der sich durch die erste Platte der Jungs gezogen hat, mal wieder ein paar Stückchen von meinen Boxen absprengt. Aber nach dem ersten Hören konnte ich Handfeger & Kehrschaufel wieder einpacken: Wie die ersten veröffentlichten Tracks schon vermuten ließen, geht dieses Album in eine eher andere Richtung als die Debut-Scheibe.
Gaspard Augé und Xavier de Rosnay filtern nämlich nun 70er-Jahre-Rock durch ihren Electrostil. Dabei kommt aber auch etwas Feines raus: Ein regelrechter Mix aus allen Bands, zu denen die Kinder der 70er abrockten. Wenn es Queen noch gäbe, würden sie Justice garantiert mit auf Tour nehmen: Nicht nur dass „Parade“ auf dem allseits bekannten „We Will Rock You“ Hand-Clap aufbaut, nein, auch „Newlands“ hat mich sofort an Freddy Mercury denken lassen. Auch die Eagles schienen eine Inspirationsquelle gewesen zu sein – das lässt zumindest „Ohio“ mit seinen Harmonien vermuten.
Vocalmäßige Unterstützung gab’s dieses Mal übrigens von Diamond Nights‘ Morgan Phalen, Vincenzi Vendetta von Midnight Juggernauts und natürlich Ali Love, der durch „Do It Again“ von den Chemical Brothers zu den bekannteren Stimmen gehört.
Nach so viel Gesang und Gitarrenklängen fragt man sich (zurecht): Ist Justice jetzt ’ne Band? Xavier de Rosnay himself hat in einem Interview darauf geantwortet: nö!, auch wenn viele Tracks ein bisschen „bandy“ klingen würden – alles wäre doch hauptsächlich elektronisch. Außerdem hätte es viel Schweiß und Arbeit gekostet, alle Songs auf dem Album selbst einzuspielen – denn dafür jemanden zu engagieren kommt für Justice natürlich nicht in Frage. Da hätten wir auch gleich den ersten Grund, wieso es so lange gedauert hat mit der Platte: Anderthalb Jahre gingen für die Produktion drauf.
Am Ende steht jedenfalls etwas, was definitiv nach Justice klingt, wenn auch erst bei genauerem Hinhören. Durch die gesamte Platte zieht sich ein roter Sound-Faden – ob ihr das jetzt als zu wenig Abwechslung ohne große Hits oder straightes Konzept mit klarem Klangziel einstuft, bleibt euch überlassen. Genauso wie die Einschätzung, ob „Audio, Video, Disco“ ein adäquater Nachfolger zu „Cross Symbol“ wird. Falls ihr positiv überzeugt seid: Zu kaufen gibt’s das Ding ab morgen bei Itunes und ab Freitag bei Amazon. Falls nicht: However, man darf trotzdem gespannt sein, was die Jungs in Zukunft nochmal rausbringen.
Justice – Audio, Video, Disco
Trackliste zu Justice – Audio, Video, Disco (Album)
01. Justice – Horsepower
02. Justice – Civilization
03. Justice – Ohio
04. Justice – Canon (Primo)
05. Justice – Canon
06. Justice – On’n’on
07. Justice – Brianvision
08. Justice – Parade
09. Justice – Newlands
10. Justice – Helix
11. Justice – Audio, Video, Disco
Vero sagt:
Wunderbar. wie immer.